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 Was für ein Infekt?
 Sein Hals ist steif. Er hat Magenkrämpfe und kann nichts bei sich
behalten. Ich habe seine Mom zufälligerweise bei Crownpoint getroffen
und habe ihr versprochen, Hilfe zu holen.
Er sprach außergewöhnlich leise, so daß Catherine ihn kaum verstand.
Bei seinen Worten hatte sie einen Riesenschreck bekommen. Ihr
schwante Schlimmes.
 Fahr schneller , trieb sie ihn an.
Er schnitt eine Grimasse.  Ich fahr doch schon fast hundert.
 Die Symptome klingen verdammt nach der Tah honeesgai.
Ohne eine Erwiderung drückte er das Gaspedal noch weiter durch. Die
Tachonadel kletterte höher.
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 Nein sagte er schließlich.  Es ist der Kopf, Katzenauge. Ich habe
auch schon daran gedacht, aber seine Mutter hat zum Beispiel nichts
davon erwähnt, daß er Schwierigkeiten beim Atmen hätte.
 Patienten drücken sich oft sehr ungenau aus.
 Aber er übergibt sich. Das ist bei der Tah honeesgai bisher noch nicht
vorgekommen.
 Muskelkrämpfe können Erbrechen verursachen. Besonders bei
Kindern.
Er fluchte. Die Tachonadel kletterte auf hundertzehn, der Motor
vibrierte.
 Wie alt ist er?
 Ich weiß nicht. Zehn oder so, vermute ich. Sie gehören zwar zu
unserem Clan, aber sie leben so weit draußen, daß ich sie nicht besonders
gut kenne.
 Dann wäre er der jüngste bisher.
 Wenn es die Tah honeesgai ist.
Sie war es. Catherine war sich sicher. Fieberhaft versuchte sie, sich die
Einzelheiten, die sie Richard Moss Unterlagen entnommen hatte,
wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Sie mußte den Jungen retten. Plötzlich fiel ihr siedend heiß ein, daß sie
die Sauerstoffmaske nicht dabei hatte. Wenn es hart auf hart ging,
würde sie Mund-zu-Mund-Beatmung machen müssen - ungeachtet
aller Ansteckungsgefahr.
 Wo ist Standing Rock? erkundigte sie sich.
 Wir sind gleich da.
 Wie weit ist es bis Albuquerque?
 Zweihundert Meilen.
Großer Gott, zweihundert Meilen. Sie fühlte sich so hilflos, daß sie
am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.
Denk nach, befahl sie sich selbst.  Gibt es dort irgendwo ein
Telefon?
Dann könnte sie wenigstens einen Rettungshubschrauber rufen, wenn
sie es für angebracht hielt.
Doch Jericho schüttelte den Kopf.  Verdammt , sagte sie.
 In Gallup gibt s ein Krankenhaus. Dreißig Meilen quer durch die
Wüste. Wir können ihn dort hinbringen.
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Plötzlich riß er hart das Steuer herum, bog von der Straße ab
und brachte den Wagen schließlich mit kreischenden Bremsen vor einem
Hogan zum Stehen. Eine junge Frau in Jeans und einem
Kattunhemd kam herausgerannt.
Sie sah durch Catherine hindurch und suchte Jerichos Blick.  Es
geht ihm immer schlechter , schluchzte sie. Ihr Gesicht war
tränenüberströmt.  Was hat er bloß?
Jericho nahm ihren Arm und redete beruhigend auf sie ein, während
sie zum Hogan gingen. Catherine zögerte einen Moment, dann
rannte sie den beiden hinterher.
 Nein! schrie die Frau wild, als sie sah, wie Catherine an ihnen vorbei
auf den Hogan zustürmte.  Wer ist sie? Halt sie auf!
 Sie ist Ärztin, Bessie. Sie wird ihm helfen.
 Sie ist eine Anglo. Ich will, daß du ihm hilfst.
 Ich bin nicht allmächtig, Bessie. In diesem Fall kann ich nicht
helfen. Deshalb habe ich sie mitgebracht.
Catherine hatte inzwischen den Hogan erreicht. Die Türöffnung war
so niedrig, daß sie sich ducken mußte.
Der Junge lag auf einer schmalen, niedrigen Bettstatt, die an der Wand
stand. Ein Mann - vermutlich sein Vater - stand neben ihm. Er hatte zu
große Angst, um sich gegen ihre Anwesenheit zu wehren, und trat
beiseite, um ihr Platz zu machen.
Als Catherine sich neben das Lager gekniet und dem Jungen ins
Gesicht gesehen hatte, stockte ihr der Atem. Sie hatte recht gehabt.
Die Mystery Disease hatte erneut zugeschlagen.
Während sie in ihrer Tasche nach Aspirin wühlte, spürte sie, wie
sie von einer Welle von Hilflosigkeit fast hinweggeschwemmt wurde.
Sie war nur eine Praktikantin, es war so wenig, was sie tun konnte.
Wild starrte sie auf das Medikamentenfläschchen in ihrer Hand.
Nein, nein und abermals nein! Das Aspirin würde dem Jungen nicht
helfen, und sie konnte den Gedanken, womöglich noch einen
weiteren Patienten zu verlieren, nicht ertragen. Sie warf die
Flasche zurück in die Tasche und kramte in fliegender Hast nach
einem stärkeren Medikament.
 Lanie.
Sie hörte ihn nicht. Sie war zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt,
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um auf einen Namen, der nicht ihrer war, zu hören.
 Lanie , sagte Jericho wieder. Seine Augen verengten sich zu
schmalen Schlitzen, als sie nicht reagierte, allerdings verwunderte es
ihn nicht allzusehr.  Lanie!
Sie fuhr auf.  Was ist?
 Ist das, was du da tust, legal?
Sie sah ihm gerade in die Augen.  Nein.
Er musterte sie eindringlich, dann zuckte er die Schultern. Sie
mußte selbst entscheiden, was ihr wichtiger war: ihre zukünftige
Karriere als Ärztin oder das Leben eines Kindes. Wenn sie dem Jungen
ein Medikament gab, dessen Verordnung über ihre Befugnisse
hinausging, lief sie Gefahr, größte Schwierigkeiten zu bekommen.
 Fahr den Wagen direkt vor die Tür , sagte sie.
 Okay. Er war weg, noch bevor er das Wort zu Ende gesprochen
hatte. Nachdem Catherine den Jungen an den Tropf gehängt hatte,
beugte sie sich über ihn, um ihn zu beatmen.
Jericho, der wieder hereingekommen war, packte sie an der Bluse und
zerrte sie zurück.  Tu das nicht.
Sie schoß ihm einen ungestümen Blick zu und versuchte, sich
aus seinem Griff herauszuwinden.  Man muß ihm helfen. Er braucht
Luft.
 Noch kann er allein atmen. Gallup ist nicht weit. Bis dahin wird er
durchhalten.
In ihrem Kopf wirbelte alles wild durcheinander. Und plötzlich
verstand sie. Er hielt es offensichtlich doch nicht für ganz
ausgeschlossen, daß die Tah honeesgai ansteckend sein könnte.
Sie blickte auf den Jungen. Jericho hatte recht. Zwar atmete er
mühsam, aber noch schaffte er es allein. Noch war sie nicht
gezwungen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Sie würde ihn im Auto
nicht aus den Augen lassen.
Jericho hob ihn mitsamt der Decke und dem Laken hoch, wobei
Catherine darauf achtete, daß dem Kleinen nicht die Kanülen aus
den Venen rutschten. Als plötzlich ein kleiner Schatten blitzschnell
über den Boden huschte, unterdrückte sie einen Aufschrei.
 Nur eine Feldmaus beruhigte Jericho sie. Das winzige Tier hatte es
sich offensichtlich auf dem Lager unter der warmen Bettdecke
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gemütlich gemacht und war nun aufgeschreckt worden.
Bessie war beschämt.  Ich kann nichts dagegen machen , murmelte
sie.  Ich putze und putze, aber nachts, wenn es kalt wird, kommen sie
immer wieder rein.
Catherine drückte ihr den Arm.  Es gibt Schlimmeres , tröstete sie sie
warm.
Nachdem sie den Jungen in den Rover gelegt hatten, nahm seine
Mutter auf dem Beifahrersitz Platz, während Catherine sich, halb auf
dem Boden kauernd, auf den Rücksitz neben das kranke Kind
quetschte.
Die Fahrt verlief schweigend. Die Minuten schienen sich zu Stunden
zu dehnen, doch der Junge hielt durch. Catherine ließ ihn keine
Sekunde aus den Augen und sandte ein Dankesgebet gen Himmel, als
sie endlich vor dem Krankenhaus in Gallup vorfuhren.
Jericho nahm sich nicht einmal Zeit, die Zündung auszuschalten und [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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