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Kopf von einer Seite auf die andere und versuche, sie zu
verscheuchen. Dies ist meine Hand, sage ich, weit die Augen
öffnend, die Adern auf meinem Handrücken anstarrend; dies
ist die Bettdecke. Dann, blitzschnell, schlägt etwas zu. In
einem Augenblick bin ich weg, und in einem anderen
Augenblick bin ich wieder da, noch immer meine Hand
anstarrend. Zwischen diesen Augenblicken kann eine Stunde
vergangen sein oder die Dauer eines Lidschlags, während der
ich abwesend war, weg, mit etwas Dickem, Gummiartigem
kämpfend, das in den Mund eindringt und die Zunge an der
Wurzel packt, etwas, das aus den Tiefen der See kommt. Ich
tauche auf, den Kopf hin und her werfend wie ein Schwimmer.
In meiner Kehle ist ein Geschmack von Galle, von Schwefel.
Wahnsinn! sage ich mir: so schmeckt es, wahnsinnig zu sein!
Einmal kam ich mit dem Gesicht zur Wand zu mir. In meiner
Hand war ein Bleistift, die Spitze abgebrochen. Überall auf der
Wand waren kriechende, sich windende Buchstaben,
bedeutungslos, die von mir kamen oder von jemandem in mir.
Ich rief Dr. Syfret an. »Meine Reaktion auf das Diconal
scheint schlimmer zu werden«, sagte ich und versuchte, es zu
beschreiben. »Ich frage mich, gibt es keine Alternative, die Sie
verschreiben können?«
»Mir war nicht bewußt, daß Sie sich noch als meine Patientin
betrachten«, erwiderte Dr. Syfret. »Sie sollten im Krankenhaus
sein und richtige Pflege bekommen. Übers Telefon kann ich
keine Behandlung durchführen.«
»Ich bitte Sie um sehr wenig«, sagte ich. »Von dem Diconal
bekomme ich Halluzinationen. Gibt es nicht etwas anderes, das
ich nehmen kann?«
»Und ich sage Ihnen, ich kann Sie nicht behandeln, ohne Sie
zu sehen. So arbeite ich nicht, und auch keiner von meinen
Kollegen arbeitet so.«
Ich schwieg so lange, daß er gedacht haben muß, er hätte
mich verloren. In Wahrheit war ich am Schwanken. Verstehn
Sie nicht? wollte ich sagen: Ich bin müde, todmüde. In manus
tuas: Nehmen Sie mich in Ihre Hände, sorgen Sie für mich
oder, wenn Sie s nicht können, tun Sie das Nächstbeste.
»Nur noch eine Frage«, sagte ich. »Die Reaktionen, die ich
habe  haben die andere Leute auch?«
»Patienten reagieren ganz unterschiedlich. Ja, es ist möglich,
daß Ihre Reaktionen dem Diconal zuzuschreiben sind.«
»Also, falls durch irgendeinen Zufall ein Sinneswandel bei
Ihnen eintritt«, sagte ich, »könnten Sie dann der Avalon
Apotheke in der Mill Street ein neues Medikament für mich
durchtelefonieren? Ich mache mir keine Illusionen über
meinen Zustand, Herr Doktor. Was ich brauche, ist nicht
Behandlung, sondern bloß Hilfe gegen den Schmerz.«
»Und falls Sie sich s noch anders überlegen und mich
aufsuchen wollen  jederzeit, Mrs. Curren, Tag und Nacht, Sie
brauchen nur den Hörer abzunehmen.«
Eine Stunde später klingelte es an der Tür. Es war der
Lieferant der Apotheke, der ein neues Medikament brachte,
das für vierzehn Tage reichen würde.
Ich rief den Apotheker an. »Tylox«, fragte ich: »ist das das
Stärkste?«
»Was meinen Sie?«
»Ich meine, ist es das Letzte, was man verschreibt?«
»So geht man nicht vor, Mrs. Curren. Es gibt kein Erstes und
Letztes.«
Ich nahm zwei von den neuen Pillen. Wieder das
wundersame Versickern des Schmerzes, die Euphorie, das
Gefühl, dem Leben zurückgegeben zu werden. Ich nahm ein
Bad, ging wieder ins Bett, versuchte zu lesen, sank in einen
wirren Schlaf. Nach einer Stunde war ich wieder wach. Der
Schmerz kam wieder angeschlichen, brachte Übelkeit mit sich
und den ersten scharfen Rand des Schattens der Depression.
Die Droge über dem Schmerz: ein Lichtstrahl, aber dann
doppelte Dunkelheit.
Vercueil kam herein.
»Ich hab die neuen Pillen genommen«, sagte ich. »Sie sind
keine Verbesserung. Ein bißchen stärker vielleicht, das ist
alles.«
»Nehmen Sie doch mehr«, sagte Vercueil. »Sie müssen nicht
vier Stunden warten.«
Der Rat eines Trinkers.
»Das werd ich bestimmt«, sagte ich. »Aber wenn ich sie
jederzeit nehmen kann, warum dann nicht alle auf einmal
nehmen?«
Schweigen.
»Warum haben Sie sich mich ausgesucht?« sagte ich.
»Ich hab Sie mir nicht ausgesucht.«
»Warum sind Sie gerade hierhergekommen?«
»Sie haben keinen Hund gehabt.«
»Warum sonst noch?«
»Ich dachte, Sie würden keinen Ärger machen.«
»Und hab ich Ärger gemacht?«
Er kam auf mich zu. Sein Gesicht war gedunsen, ich konnte
seine Schnapsfahne riechen. »Wenn Sie wollen, daß ich Ihnen
helfe, helfe ich Ihnen«, sagte er. Er beugte sich vor und nahm
mich beim Hals, die Daumen ruhten leicht auf meinem
Kehlkopf, die drei schlimmen Finger gekrümmt unter meinem
Ohr. »Nicht«, flüsterte ich und schob seine Hände weg. Meine
Augen schwammen in Tränen. Ich nahm seine Hände in die
meinen und schlug sie mir auf die Brust: eine Gebärde der
Klage, die mir ganz fremd war.
Nach einer Weile war ich ruhig. Er blieb über mich gebeugt,
erlaubte mir, ihn zu benutzen. Der Hund schob seine Nase über
die Bettkante und schnüffelte nach uns.
»Lassen Sie den Hund bei mir schlafen?« sagte ich.
»Warum?«
»Wegen der Wärme.«
»Er wird nicht bleiben. Er schläft, wo ich schlafe.«
»Dann schlafen Sie doch auch hier.«
Ein langes Warten, während er nach unten ging. Ich nahm
noch eine Pille. Dann ging das Licht auf dem Flur aus. Ich
hörte, daß er sich die Schuhe auszog. »Nehmen Sie zur
Abwechslung auch mal den Hut ab«, sagte ich.
Er legte sich hin, an meinen Rücken, auf die Bettdecke. Der
Geruch seiner schmutzigen Füße erreichte mich. Er pfiff leise;
der Hund sprang herauf, machte seinen Kreistanz, lagerte sich
zwischen seine und meine Beine. Wie Tristans Schwert, unsere
Ehre bewahrend.
Die Pille wirkte ihre Wunder. Eine halbe Stunde lang,
während er und der Hund schliefen, lag ich still da,
schmerzfrei, die Seele hellwach, dahinsausend. Eine Vision [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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