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»Was?« Er richtete sich ruckartig auf. »Was? Wer ist da?«
»Sagen wir mal, ein Freund eines Freundes von Ihnen, aber
genau genommen sind Sie beide vielleicht doch keine Freunde.
Wie ich sehe, wurde heute nur Ihr kleiner Junge nach draußen
zum Krankenwagen geschafft. Aber das macht nichts; machen
Sie sich auch deswegen mal keine Sorgen. Wir werden uns
schon alle holen, bis wir quitt sind.«
»Nein«, versuchte er in seiner Verzweiflung zu sagen. »Mein
Gott, genügt Ihnen das denn immer noch nicht. Lassen Sie uns
doch um Himmels willen in Frieden.«
Aber dazu fand er keine Gelegenheit mehr. Im Hörer ertönte
ein kurzes Klicken, gefolgt vom steten Summen des
Freizeichens.
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Er saß lange so da und lauschte dem Tuten des Freizeichens im
Hörer. Er saß einfach nur da. Nicht einmal die Kraft, den Hörer
auf die Gabel zurückzulegen, hatte er, geschweige denn, daß er
aufstehen hätte können. Ihm war kalt. Seine Hände zitterten,
seine Knie waren weich, und er war sicher, daß er sich nicht
auf den Beinen würde halten können, falls er aufzustehen
versuchen sollte. Er war unfähig, das heisere Schnarren der
Stimme in seinem Kopf zu stoppen. Vermutlich hatte sie
absichtlich etwas ungebildet klingen sollen - der auffallend
umgangssprachliche Ton. Aus Gründen, die ihm selbst nicht
klar waren, jagte ihm dies sogar noch größere Angst ein. Die
Kälte machte einem feuchtwarmen Druck in seinen Einge-
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weiden Platz.
Mein Gott, woher hatte dieser Mann von der Polizei und
dem Krankenwagen wissen können, der Ethan weggebracht
hatte? Von wo aus hatte er wohl angerufen? Er mußte sich
irgendwo in der Nähe befinden. Irgendwo sehr nahe. Aber es
gab doch in der weiteren Umgebung des Hauses keine
Telefonzellen. Wo konnte der Anrufer also stecken?
In einem Haus in dieser Straße oder vorn an der nächsten
Kreuzung.
Die Eingangstür stand immer noch offen. Er sah nach
draußen, auf das Haus gegenüber. Die Frauen standen nach wie
vor auf dem Gehsteig und unterhielten sich. Dabei warfen sie
gelegentliche neugierige Blicke zu ihm herüber. Jetzt reichte es
aber. Er stand auf und schloß die Tür.
Aber keiner seiner Nachbarn wäre zu einer solchen Wahn-
sinnstat fähig gewesen. Dessen war er sich ganz sicher.
Schließlich kannte er sie alle. Mit einigen war er sogar be-
freundet. Nicht einmal dem alten Mann, der ein paar Häuser
weiter wohnte, traute er so etwas zu. Und dann fiel ihm
plötzlich ein, was der Anrufer bezüglich dieser >Freunde
gesagt hatte - und diese andere Sache, die Kess ihm vor
Monaten erzählt hatte.
»Wir sind nicht die einzigen. Es gibt noch Dutzende anderer
Organisationen wie die unsere; aber schon wir allein haben
zwanzigtausend voll ausgebildete Mitglieder, zuzüglich weite-
rer zwanzigtausend, die noch ausgebildet werden müssen. Zäh-
len Sie unsere Mitglieder und die aller anderen staatsbewußten
Organisationen in diesem Land zusammen, und Sie werden am
Ende auf eine Zahl kommen, die um ein geringes unter der ge-
genwärtigen Truppenstärke des United Marine Corps liegt,
welche im Augenblick zweihundertundviertausend Mann be-
trägt. Und unsere Leute sind überall, in der Wirtschaft, in der
Regierung, in der Gerichtsbarkeit und im Militär. Der Mann,
von dem Sie Ihren Wagen gekauft haben, der stille,
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unauffällige Herr, der ein paar Häuser weiter wohnt, jeder von
ihnen könnte einer von uns sein.«
Er stand noch an der Stelle, wo er die Haustür geschlossen
hatte, und starrte die Treppe hinauf, wo ihn Sarahs Anblick in
jähen Schrecken versetzte.
Sie hielt sich den Bauch. »Daddy, mir ist schlecht.«
»Ist es sehr schlimm?« Er hastete die Treppe hinauf.
»Ich muß mich übergeben.«
Die Tabletten von diesem Arzt, dachte er wütend. Als ob das
alles nicht schon schlimm genug für uns wäre. Muß uns jetzt
auch noch von diesen blöden Pillen übel werden.
Und dann kam ihm plötzlich wieder in den Sinn, daß sein
erster Gedanke möglicherweise doch nicht so unrichtig
gewesen war. Vielleicht war der Arzt tatsächlich von Kess
geschickt worden, und die Tabletten enthielten ein sehr
langsam wirkendes Gift, damit dem Arzt noch genügend Zeit
blieb, sich aus dem Staub zu machen.
Er war einer Panik nahe. Sarahs hilfloses Gesicht vor sich,
kämpfte er sie jedoch nieder. Ein langsam wirkendes Gift war
doch in sich widersinnig, versuchte er sich zu seiner
Beruhigung einzureden. Sobald sich die ersten Symptome
zeigten, blieb dann noch genügend Zeit, ein Gegengift zu
nehmen.
Natürlich.
Er dachte noch einmal darüber nach.
Natürlich.
»Mach dir keine Sorgen«, versuchte er seine Tochter zu
trösten. »Sobald du dich übergeben hast, fühlst du dich gleich
besser. Komm.«
Er legte ihr den Arm um die Schulter und führte sie ins Bad,
wo er den Klodeckel hochklappte.
»Laß deinen Magen sich ausleeren, wenn er das will«, redete
er ihr zu. »Knie dich hierher. Ich halte dich solange. Du
brauchst keine Angst zu haben.«
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Und er wartete mit ihr.
»Daddy?« sagte sie schließlich. Sie kniete vor der Klo-
schüssel.
»Ja, Liebling.«
»Werde ich auch so was bekommen, was Mami gesagt hat?«
»Ich weiß nicht, was du meinst, mein Schatz. Was sollst du
bekommen?«
»Na, so was, wie Samantha auch bekommen hat, weil sie [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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